banner_grau.gif

Apotheke im Schönau-Center

  • Apothekerin Mija Monz-Pabst e.Kfr.
  • Johann-Schütte-Str. 7
  • 68307 Mannheim
  • Telefon: (0621) 788440
  • Fax: (0621) 784432
  • E-Mail an uns

Verrenkung:
Wenn die Kniescheibe springt

Manchmal kann die Kniescheibe herausspringen. Nicht immer muss dann gleich operiert werden

Frau springt

Schnell den Gegner ausdribbeln, dann mit Schwung einen Haken schlagen – schon ist es passiert: Das Knie schmerzt höllisch und sieht aus, als hätte es eine dicke Beule auf der Außenseite. Bei der vermeintlichen Beule handelt es sich um die Kniescheibe, die aus ihrem Lager gesprungen ist. Statt in der Kniemitte liegt sie auf einmal an der Außenseite des Beins. Übersehen lässt sich die Verletzung nicht. Eine Kniescheibenverrenkung, auf Fachdeutsch Patella­luxation, sieht von außen eindeutig abnormal aus.

Betroffene sollten am besten sofort das Bein strecken. Dann gleitet die Scheibe häufig von allein zurück. Zusätzlich kann sie sehr vorsichtig mit der Hand geführt werden. Das Bein gerade zu strecken fällt aber oft schwer, denn unter Schmerzen kauert man sich automatisch eher zusammen. Darum sollten Außenstehende helfen.

Doch auch wenn es gelingt, die Kniescheibe wieder an die richtige Stelle zu schieben, ist ein Arztbesuch dringend ratsam. Oft wird durch die Verrenkung Gewebe beschädigt, Bänder im Knie reißen, oder ein Stück der Kniescheibe schert ab. Das kontrolliert ein Unfallchirurg oder Orthopäde mit Röntgenaufnahmen oder, falls diese nicht aussagekräftig genug sind, mit einer Kernspintomografie.

Das Gelenk wieder stärken

Der Arzt kann beurteilen, welche Behandlung das Gelenk wieder stärkt. Bei der ersten Kniescheibenverrenkung ist ein chirurgischer Eingriff oft nicht angeraten. Die Studienlage zeigt bei fehlenden Begleitverletzungen keine Vorteile einer sofortigen Operation. Zudem erhöht jeder Eingriff das Risiko, dass sich auf Dauer eine Arthrose ausbildet.

Doch es gibt ein paar eindeutige Gründe für eine Operation. Ein Eingriff wird nötig, wenn durch die Verrenkung wichtige Strukturen zerstört wurden, etwa das Band, das die Scheibe nach innen zieht. Abgekürzt nennt man es MPFL. Ist es gerissen, muss es genäht werden. Manchmal schert auch ein Stück Knochen oder Knorpel von der Kniescheibe ab. Ein Chirurg muss es operativ wieder genau einpassen und fixieren.

Schwachstelle Knie

Für eine Operation spricht es auch, wenn die Kniescheibe schon mehrmals herausgesprungen ist oder wenn sich absehen lässt, dass die Verletzung wiederkehrt. Das ist der Fall bei bestimmten körperlichen Gegebenheiten. Bei manchen ist etwa die Kuhle, in der die Scheibe liegt, die sogenannte Trochlea, zu flach. Bei anderen sind die Bänder, die die Kniescheibe an Ort und Stelle halten, zu schwach, oder die Kniescheibensehne setzt am falschen Ort an. Ein weiterer Risikofaktor sind ausgeprägte X-Beine.

Die Operation soll die Ursache der Instabilität beseitigen. Also muss der Chirurg etwa X-Beine korrigieren oder die Kniescheibensehne verschieben. Dafür ist es sehr wichtig, in eine spezialisierte Klinik zu gehen, raten Experten. Einige Abteilungen bieten nur wenige Operationsverfahren an. Oft fehlt die erweiterte Diagnostik. Experten vermittelt zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Arthroskopie. Der Eingriff, der bei einer verrenkten Kniescheibe am häufigsten durchgeführt wird, ist die sogenannte MPFL-Verstärkung.

Dabei unterstützt der Chirurg das Band, das die Kniescheibe nach innen zieht. Dazu nimmt er eine von drei Sehnen der Oberschenkelmuskulatur, etwa die sogenannte Gracilissehne, und fixiert sie an der Kniescheibe, parallel zum MPFL.

Abwägungssache Arthroserisiko

Wenn die Scheibe instabil ist, weil die Rinne, in der sie läuft, nicht die richtige Form besitzt, erschwert das die Entscheidung. Beheben lässt sich das Problem, indem der Arzt den Knochen etwas aushöhlt. Doch bisher fehlen Belege dafür, dass die Operation vor Arthrose schützt. Allerdings verursacht auch eine mehrmals herausspringende Kniescheibe Schäden im Gelenk, auf Dauer Arthrose. Man muss also stets abwägen.  Viele Faktoren fließen ein, neben dem Aufbau des Knies auch der Wunsch des Patienten, intensiv Sport zu treiben, und dessen Alter. Im Zweifel holen Sie am besten eine Zweitmeinung ein.

Skepsis ist bei dem sogenannten Lateral Release angebracht. Bei dieser Operationsmethode wird der äußere Bandapparat durchtrennt, damit die Kniescheibe nicht mehr nach außen gezogen wird. Menschen, die anfällig für eine Verrenkung sind, haben meist ohnehin schwache Bänder. Wenn der Arzt die Außenseite schwächt, wird die Kniescheibe erst recht instabil. Dann ist sie auch außen nicht mehr fixiert, kann verkippen und trotzdem nach außen springen. Die Methode wurde früher häufig angewendet, wird aber heute in der Regel nicht mehr empfohlen. Ausnahmen sind chronische Luxationen mit einer Bewegungseinschränkung (Kontraktur).

Entscheidet sich ein Patient gegen eine Operation, gehört zur konservativen Behandlung meist eine Bewegungsschiene, die die Scheibe in der ersten Zeit in der richtigen Bahn hält. Komplett ruhig  stellen ist aber keine Option, das steigert die Gefahr einer Gelenksteife. Der Patient kann nach und nach das Gelenk wieder belasten, die Steigerung richtet sich nach den Schmerzen. Es dauert etwa sechs Wochen, bis das Knie wieder das gesamte Körpergewicht tragen kann. Verschiedene Krankengymnas­­tikübungen stärken die innere Oberschenkelmuskulatur.

Auf Fußball und Basketball müssen Menschen, die zu einer Kniescheibenverrenkung neigen, meist verzichten. Bewegung ist aber wichtig, um das Gelenk zu stärken. Deshalb zum Beispiel dreimal pro Woche Rad fahren oder schwimmen.




Bildnachweis: Thinkstock/istock